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Was ist ein Anschreibebuch?

Anschreibe- und Geschäftsbücher sind handgeschriebene reginale Informationsquellen, in denen von Handwerkern und Kaufleuten alles für sie Wichtige und auch Reparaturen und der Verkauf von Waren notiert worden ist. Das alles fast immer in ihrer regionalen Sprache.

Elektro Fryling

Hier ist nicht notiert, was der Handwerker an täglichen Aufgaben erledigt hat und was er dafür an Lohn erhielt. Hier ist notiert, was ihm von einzelnen Personen, Vereinen oder staatlichen Stellen zu bestimmten Terminen an Gegenständen zur Reparatur gebracht oder an speziellen Aufträgen erteilt worden ist.

Im Anschreibebuch wurde alles namentlich notiert und die Kosten der Reparatur vermerkt. Die Beträge wurden dann an einem weiteren Termin in einer Gesamtsumme abgerechnet. War alles bezahlt, wurde die Summe im Anschreibebuch durchgestrichen.

So ein Anschreibebuch liegt auch für Neuenhaus vor, und zwar für die Zeit, als Jan Arends und Rötgert Arends III als Zinngießer in Neuenhaus tätig gewesen sind. Es ist dies das handgeschriebene Anschreibebuch des Kupferschmiedes und Kaufmannes Jan Fryling aus Neuenhaus, das er in der Zeit von 1843-1865 handschriftlich geführt. Hier finden sich u.a. auch Angaben über Gegenstände aus Zinn, die dieser Handwerker repariert und auch als neue Ware verkauft hat. Ferner ist jeder Geldbetrag für seine Reparaturen vermerkt.Dieses Anschreibebuch ist deshalb auch eine Fundgrube zu alten Namen für Küchengeräte, für benutzte metallene Produkte und Materialien, für damals benutzte Geräte bei Ackerbürgern, für nützliches Beiwerk im Haus usw., die in der damaligen Zeit noch zur Umgangssprache gehörten. Denn alles nicht mehr Gängige, Beschädigte und Zerbrochene wurde nicht etwa weggeworfen, sondern zur Reparatur gebracht. Dazu gehörten laut Anschreibebuch zum Beispiel "drinkbakje" (Tasse), "plattstoof" (Fußwärmer), "lantaarn van de Wagen" (Laternen von der Kutsche). Aber auch neue Produkte wurden angefertigt, z.B. "blikken kruizen" (Blechkreuze), bestellt "van het Schutsen Comite" (bestellt vom leitenden Ausschuss des Schätzenvereins). Manches wurde in der damaligen Umgangssprache der Region notiert, dem Grafschafter Platt, vieles aber auch, wie hier bei Jan Fryling, der aus den Niederlanden kam, in niederländischer Sprache.

Nicht nur metallene Gegenstände wurden wieder repariert, auch zerbrochenes Porzellangeschirr hat der Kupferschmied wieder benutzbar gemacht. Die Eintragung dazu lautet:"2 porseleine Koffykannen ger" (2 Kaffeekannen aus Porzellan repariert)

Hier zeigt sich, dass er nicht nur Arbeiten verrichtet hat, die seinem Beruf entsprachen, sondern dass er vielmehr versucht hat alles, was ihm die Bürger brachten, wieder benutzbar herzurichten.

Eingetragen ist auch der Betrag, den er für die jeweilige Reparatur eines Gegenstandes erhalten hat. Nach welchen Grundsätzen er sich für die Reparatur bezahlen ließ, ist nicht angegeben. Vermerkt wurde beispielsweise: "Een tinnen bierkan ger." Dafür hat er 2 Stüber eingesetzt. Weiter eingetragen ist "De goot aan het Zaal" (die Regenrinne am Saal). Dafür hat er einen Gulden genommen, diese Arbeit hat einen Tag gedauert. Das Anschreibebuch gibt auch darüber Auskunft, was neues Zinn (Soldeer) kostete und was für gebrauchtes Zinn bezahlt worden ist.

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